SG Essen-Schönebeck - SG Wattenscheid 09 1:2 n.V. (1:0, 0:1, 0:0, 0:1)

Vor dem Frauenfussball-Weihnachtsmann hatte der DFB am 21. Dezember noch das Viertelfinale im DFB-Pokal angesetzt. Während das Topspiel sicherlich in Aschheim zwischen Bayern München und dem FCR Duisburg war, kam es im Ruhrgebiet zu einem echten Derby: der gastgebende Bundesligist von der SG Schönebeck empfing die Zweitligisten der SG Wattenscheid 09 - zwei Vereine, deren Stadien eine gute Auto-Viertelstunde auseinander liegen. Favorit in dieser Partie war natürlich das Team von Ralf Agolli.
Die erste Chance der Partie hatten allerdings die Gäste: nach fünf Minuten spielte Kyra Malinowski auf der rechten Seite Laura Hoffmann frei, diese konnte in den Essener Strafraum eindringen, doch ihr Schuss ging am langen Pfosten vorbei. Danach tat sich erstmal auf dem Rasen am Hallo wenig: Essen hatte zwar viel Ballkontrolle, machte aber wenig daraus - auf der anderen Seite stand das Team von Thomas Obliers sicher und kam zu sanften Ansätzen von Angriffen. Den ersten Aufreger im Strafraum von Lena Hohlfeld gab es so auch erst in der 21. Minute, als die Essenerin Caroline Hamann zwar schön im Strafraum bedient wurde, dann aber aus aussichtsreicher Position über den Ball trat. Letztlich hatten aber die beiden Schlussfrauen Hohlfeld und Löhr einen ruhigen Nachmittag. Von einem Underdog muss man nicht unbedingt ein Feuerwerk spielerischer Glanztaten erwarten, Essen zeigte aber weder Kampf noch spielerische Finesse und brachte Hohlfeld praktisch nie in Gefahr. Tore, so schien es schnell, konnten in dieser Partie nur aus Standardsituationen fallen - und genau dies passierte dann auch in der 34. Minute: eine Ecke von Essens Kapitänin Melanie Hoffmann landete bei Inka Wesely, die zog aus 15 Metern direkt ab und ließ Hohlfeld keine Chance. Mit diesem Ergebnis ging es auch in die Pause - aus Wattenscheider Sicht sehr unglücklich, die Gäste wurden bis dato nicht für ihre überdeutliche kämpferische Überlegenheit mit einem verdienten Remis belohnt.
Wer nun eine starke Essener Mannschaft nach einer zünftigen Halbzeitansprache des Trainers erhofft hatte, wurde zu Beginn der zweiten Halbzeit derbe enttäuscht. Vielmehr musste nun Stefanie Löhr mehrfach zittern und eingreifen: in der 50. Minute war ein Kopfball von Lena Wermelt nach einer Ecke von Ramona Petzelberger etwas zu lang, drei Minuten später zimmerte Jennifer Ninaus einen Freistoß von der Strafraumgrenze nur knapp am Torgehäuse vorbei. In der 64. Minute gab es dann aber doch den hochverdienten Ausgleich: Inka Wesely bediente als letzte Abwehrspielerin mustergültig ihre Gegenspielerin Jennifer Ninaus, diese schob den Ball freistehend durch die Beine von Stefanie Löhr. In der 68. Minute hatte Essen seine beste Gelegenheit, als die eingewechselte Sofia Nati mit einem Fernschuss Lena Hohlfeld prüfte - diese parierte aber mit einer schönen Flugeinlage. Danach schwand der Wattenscheider Druck für eine knappe Viertelstunde, trotz allem schienen die skandierten Wünsche der Essener Fans, "Wir wollen das Spiel noch gewinnen", auch in dieser Phase der Partie eher ein unrealistischer Wunsch zu sein. Acht Minuten vor Ende der regulären Spielzeit hätte maximal Francesca Weber diesen Weihnachtswunsch erfüllen können, doch auch ihr Flachschuss aus zwanzig Metern ging nicht nur am Tor vorbei, sondern war auch völlig harmlos. In der Schlussphase hatten dann auch noch die Gäste Chancen, doch letztlich blieb es beim Remis, so dass die Akteurinnen und das gute Schiedsrichtergespann um Martina Storch-Schäfer eine Extra-Verlängerungsrunde einlegen mussten.
Auch in der ersten Hälfte der Verlängerung hatte Wattenscheid die beste Chance: Silke Tancyus bediente in der 99. Minute frisch eingewechselt Jennifer Ninaus, doch diese schoss im Strafraum knapp daneben. Doch in den zweiten fünfzehn Minuten machten die Bochumerinnen es besser - und durften sich erneut bei der freundlichen Mithilfe der Essener Defensive bedanken: Stefanie Löhr wollte in der 108. Minute einen Freistoß von rechts abfangen, doch nach einem Abstimmungsfehler mit ihrer Abwehr konnte plötzlich Lena Wermelt den Ball über die komplette Abwehr ins gegnerische Tornetz heben. Die einzig nennenswerte Chance für Essen datiert aus der 110. Minute: Stefanie Weichelt setzte sich schön auf der rechten Seite durch, bediente mit einer langen Flanke Sandra Deilmann, doch deren Kopfball senkte sich nur auf die Oberkante des Torgehäuses. Auf der anderen Seite musste Stefanie Löhr kurz danach eingreifen, als Ninaus nach einem Freistoß von Petzelberger am langen Pfosten freistand - die folgende Ecke brachte aber nichts ein. Der nächste Aufreger fand auf der Höhe der Mittellinie statt: kurz nachdem Ralf Agolli mit Deniz Özer noch seinen letzten Offensiv-Joker aufs Feld geschickt hatte, wollte auch Thomas Obliers wechseln. Die ehemalige Duisburgerin Hue-Man Cao stand an der Mittellinie bereit und Lisa Quast verließ genau auf Höhe von Cao und der ersten Assistentin Sabine Stadler den Platz. Für alle Zuschauer war eindeutig der Wechsel vollzogen, doch Quast blieb hinter der Seitenauslinie stehen, angeblich um den fälligen Einwurf auszuführen, während sich nun langsam auch die Torschützin Ninaus in Bewegung setzte und eigentlich ausgewechselt werden sollte - ein absolut lumpiges Zeitschinde-Manöwer der Gäste, für das Stadler und Storch-Schäfer nur die einzig korrekte Entscheidung fanden: der Wechsel war bereits mit dem Verlassen von Lisa Quast vollzogen, Ninaus musste unter lautstarken Protesten der Wattenscheider Bank wieder aufs Feld zurück. Solche Spielereien hatte Wattenscheid an sich gar nicht nötig, denn bis zum Schlusspfiff blieb der gastgebende Bundesligist vollkommen harmlos, vielmehr hätte Petzelberger in der 117. Minute freistehend vor Löhr die Entscheidung herbeiführen müssen. Die Wechsel-Diskussionen wurden regelgerecht nachgespielt, bevor Wattenscheid sich dem verdienten Siegesjubel widmen durfte und vollkommen überraschand ins Halbfinale einzog.
Während Thomas Obliers in der nachfolgenden Presskonferenz erwartungsgemäß lobende Worte, insbesondere über die kämpferische Moral seines Teams, fand, wählte sein Gegenüber Agolli sehr deutliche Worte und sprach vom Tiefpunkt seines Trainer-Daseins bei der SG Essen-Schönebeck. Lediglich die junge Sofia Nati nahm der Essener Trainer von seiner Kritik aus, dem Rest seines Kaders bescheinigte er hingegen eine "sehr bescheidene" Leistung - ein Statement, dem man nichts mehr hinzufügen muss.



  SG Essen/Schöenebeck   SG Wattenscheid 09
1 Stefanie Löhr (TW) 27 Lena Hohlfeld (TW)
6 Susanne Kasperczyk 3 Eva Quast
8 Sandra Deilmann 5 Julia Debitzki
9 Marlene Kowalik 8 Silke van den Berg (C)
10 Melanie Hoffmann (C) 11 Jennifer Ninaus
11 Daniela Löwenberg 12 Ramona Petzelberger
14 Inka Wesely 13 Kyra Malinowski
18 Stephanie Mpalaskas 14 Sarah Schröder
19 Stefanie Weichelt 16 Laura Hoffmann
21 Francesca Weber 19 Sara Doorsun
22 Caroline Harmann 29 Lensa Wermelt
16 Deniz Özer 9 Silke Tancyus
17 Sofia Nati 24 Hue Man-Cao
23 Isabelle Linden