Red Lions Frauenfeld - Skorpion Emmental Zollbrück 1:2 SD (0:1, 0:1, 1:0, x:1)

Der Löwenmotor hatte etwas Sand im Lochball-Getriebe: ein Pokalaus gegen die schwächer eingeschätzten Damen vom UHC Thun, der Punktverlust gegen die bis dahin punktlosen Zugerländerinnen und nun eine Niederlage gegen den direkten Konkurrenten Giffers-Marly (nach einer relativ lang andauernden Führung) - in Frauenfeld musste dringend mal wieder etwas für die Seele getan werden. Für die Partie am 14. Oktober waren die Vorzeichen allerdings eher mäßig: zwar kamen die Gäste aus dem Emmental mit dem Prädikat "Aufsteiger" in den Thurgau, die Mannschaft von Aldo Casanova gehört aber sicherlich zu den Premium-Produkten im Nationalliga B-Regal.
Ein Premiumprodukt war auch der Spielauftakt - wenn man zumindest mit den Gästen sympatisierte. Nur 31 Sekunden war gespielt, da war zwar der Fotograf noch nicht in bequemer Position, aber doch das Spielgerät, nachdem Jasmin Kiser selbiges von halbrechts an Svenja Zell vorbeigebracht hatte. Die nächsten Minuten nach diesem sportlichen Schock gehörten nun klar den Gästen, bis sich die Red Lions etwas aufrappelten und eine recht ausgeglichene Partie gestalteten. Zunächst gab es aber wenig Hoffnung zum Ausgleich, zumal beide Teams es doch relativ selten schafften, die erwünschte Lücke in der gegnerischen Defensive zu erspielen. Dabei hatte Zell etwas mehr zu tun als Stefanie Blaser auf der anderen Seite. So blieb es bei diesem einzigen Treffer im ersten Drittel.
Der Mittelabschnitt blieb zwar chancenarm und torlos, aber trotzdem war die Partie durchaus interessant und nicht nur aufgrund der Spannung, die weiterhin auf der Partie lag, sehenswert. Frauenfeld schnürte phasenweise die Gäste recht gut in deren Hälfte ein, ließ aber die Konsequenz vermissen - vor allem die Unentschlossenheit bei Kontern war für Andrea Eberle und ihr Team sicherlich ärgerlich. Die Emmentalerinnen hingegen wirkten etwas kompletter und auch physisch stabiler, konnten daraus aber keinen Profit ziehen.
Die größte Chance, nun den Ausgleich zu erzielen, hatte Frauenfeld sicherlich zu Beginn des Schlussdrittels, wo insbesondere schnelle Angriffe nicht ausgespielt wurden. So musste König Zufall und Glück etwas nachhelfen: Seraina Diethelm reagierte vor dem gegnerischen Tor am schnellsten und stocherte den Ball aus einer unübersichtlichen Situation über die Linie - Casanova monierte lautstark ein Schutzraumvergehen, was aus meiner Position weder bestätigt noch bezweifelt werden kann (53.) - zweifelhaft sind allerdings Verhaltensweisen wie den Schiedsrichtern, die für NLB-Niveau noch durchaus erträgliche Leistung boten, am Spielsekretariat geradezu aufzulauern, wenn diese das Tor ansagen wollen. Fortuna war in dieser Phase sicherlich eher bei Frauenfeld - denn als sich knapp drei Minuten später ein Distanzschuss über Svenja Zell senkte, war dieser definitiv hoch und damit unhaltbar abgefälscht - ob dieser Kontakt aber von Freund oder Feind, Körper oder Schläger kam, war im Gewühl nur schwer zu entziffern... So muss man hier den Herrschaften der neutralen Partei, Pedro Gosende und Patrik Spirig, einfach mal glauben, dass der Ball von einem hohen Stock der Angreifer kam und somit das Tor irregulär war.
Frauenfeld duselte sich so etwas in die Verlängerung, hatte aber umgekehrt zumindest diesen Punktgewinn auch mit ihrer Leistung absolut verdient. Die ersten Chancen in der Overtime hatten zwar die Gastgeberinnen, die Gäste legten aber schnell nach und hatten nun auch mal ein Glücksmoment auf ihrer Seite: als eine knappe Minute vor dem Ende die Schiedsrichter auf einen Freischlag in bester zentraler Position vor Zell entschieden, machte die Situation nicht unbedingt den Eindruck eines Defensiv - Vergehens - Trainer-Fuchs Casanova nahm seine Auszeit und gab in den nun folgenden 30 Sekunden offenbar die richtigen Worte - auf Karin Beers Freischlag-Variante reagierte die deutsche Nationaltorfrau nicht einmal mehr - der Ball ging durch die Mauer ins Tornetz und sorgte so für einen unter dem Strich verdienten Sieg der Gäste, die damit weiterhin ungeschlagen auf dem Sonnenplatz der zweiten schweizer Spielklasse logieren.


  Red Lions Frauenfeld   Skorpion Emmental Zollbrück
91 Svenja Zell (TW) 31 Stefanie Blaser (TW)
35 Diana Wider (TW) 27 Barbara Schär (TW)
4 Alexandra Böhringer 5 Daniela Gerber
5 Bernadette Hasler 6 Angela Gerber
6 Esther Keck 9 Marietta Arschlimann
7 Andrea Eberle 10 Nadja Reinhard
8 Carole Breu 11 Daniela Beer
11 Seraina Diethelm 14 Sandra Badertscher
12 Simona Koch 16 Corinne Buro
18 Andrea Ressnig 17 Laura Mangarelli
24 Lilian Frei 18 Yvonne Grossmann
27 Nicole Braunschweiler 19 Jasmin Käser
42 Fabienne Riner 21 Sonja Schori
55 Eliane Horat 24 Ramona Zimmermann
    26 Rita Badertscher