Deutschland - Ungarn 3:1 (0:0, 2:0, 1:1)

Deutschland gegen Ungarn - auf diese Partie am 9. Dezember 2009 hatte ich schon Wochen und Monate hingefiebert. Das Team des Heimatlandes gegen die Mannschaft, die seit der WM 2007 eine besondere Sympathie bei Sport-live.net genießt. Für Deutschland ging es um Alles: ein Unentschieden musste es mindestens sein, sonst hätte man am Folgetag nur noch für das Spiel um Platz 15 aufstehen müssen - diese Blamage galt es für das Team von Silke Unger zu verhindern und gleichzeitig zu beweisen, dass die katastrophale Leistung gegen Japan zumindest in dieser Form Einzelcharakter hatte. Die Ungarn konnten die Partie hingegen locker angehen, für das Halbfinale war die Mannschaft bereits qualifiziert - und nachdem Singapur zuvor eine deutliche Niederlage gegen die Slowakei eingesteckt hatte, war auch das asiatische Schreckgespenst der Parallelgruppe etwas entschärft worden.
Deutschland begann stark, die ersten Minuten gehörten einzig und allen den weiß-schwarzen, die den Gegner tief in die eigene Hälfte zwangen und umgekehrt bei gegnerischen Angriffe dafür sorgten, dass Ungarn nicht ihre übliche Spielfreude entfalten konnte. Zählbares bedeutete diese Überlegenheit aber nicht, was auch an vereinzelten Paraden der Torfrau Borbala Teleki lag, die für Kapitän Szilvia Sari den Schutzraum verteidigte. Erst gegen Ende des Drittels kam Ungarn etwas besser auf. Weiterhin sahen die offiziell 68 Zuschauer ein schnelles Spiel, es gab viele Chancen auf beiden Seiten, dabei fiel auf, dass auch die Ungarinnen deutlich verbessert erschienen und es kaum individuelle Fehler bei beiden Teams gab. Letztlich kam keine Angriffsreihe zum Erfolg - das 0:0 nach zwanzig Minuten bedeutete aber keineswegs, dass die Zuschauer eine schlechte Partie gesehen hätten.
Während Deutschland den besseren Start in das erste Drittel erwischt hatten, schienen zu Beginn des zweiten Abschnitts eher die rot-weiß-grünen Akteurinnen dem ersten Treffer der Partie nahe zu sein. Deutschland strahlte aber weiterhin wenigstens starke Ansätze von Selbstbewustsein aus und wurde auch in der 27. Minute dafür belohnt: Juliane Hoffmann eroberte den Ball an der Bande und passte den Ball in den Slot, wo Sonja Dietel den Ball direkt zum 1:0 abnahm. Nur vierzig Sekunden später stand es 2:0, als Judith Burmester den Ball hinter dem Tor auf Nicole Kiss passte und diese Teleki am kurzen Pfosten erwischte. In den nächsten Minuten war es vor allem die deutsche Defensive, die beeindruckte - Ungarn versuchte zwar den Anschlusstreffer zu erzielen, bis aber die ersten Schüsse auf Nancy Gatzsch wieder durchkamen, vergingen durchaus vier, fünf Minuten - dann war es aber der deutschen Schlussfrau zu verdanken, dass das deutsche Team nicht doch noch ins Wanken geriet. Zwanzig Sekunden vor Schluss kassierte Ungarn ihre einzige Zeitstrafe in einem von beiden Seiten fair geführten Spiel - als die starken Schiedsrichter Jennifer Fahlberg und Geburtstagskind Caroline Gestrup bei einer Szene im Mittelfeld auf Handspiel entschieden, hatten allerdings manche Zuschauer eher eine Zeitstrafe gegen das deutsche Team erwartet.
Letztlich blieb die zweiminütige Unterzahl aber für die Ungarinnen folgenlos, in voller Besetzung folgte nun eine Phase, in der die deutsche Mannschaft auch eine große Prise Glück hatte, dass die Führung nicht bröselte: in der 43. Minute traf Nicole Vertesi, knapp eine Minute später Nora Susztak nur die Latte des deutschen Gehäuses. Daran, dass in der 46. Minute auch ein Pfostenschuss von Jennifer Thomas sahen, sieht man, wie eng diese Partie in dieser Phase war. Auch eine Zeitstrafe gegen Antje Schmidt in der 46. Minute sorgte nicht für wirkliche Beruhigung der Partie, denn zunächst hatte Sandra Dirksen nach einem Konter das Short-Handed Goal auf der Kelle, dann hätte Brigitta Radacsi im Gegenzug fast ebenfalls im Konter den ersten Treffer für Ungarn erzielt. Dieser fiel aber letztlich doch noch im Rahmen der Überzahl - in der 48. Minute überwandt Aniko Vago die deutsche Schlussfrau. Auch in den folgenden Minuten lag der Ausgleich in der Luft, insbesondere Radacsi prüfte in der 50. Minute noch einmal die Festigkeit des Torgehäuses - Deutschland hätte sich in dieser Phase nicht mehr über den Ausgleich beschweren dürfen. Doch an diesem Tag war das Glück des Tüchtigen nicht unverdient beim Favoritenteam - und letztlich sorgte ein Fehlpass in der ungarischen Abwehr, den Sandra Dirksen abfing und freistehend zum 3:1 verwandelte, in der 52. Minute für die Vorentscheidung. Letztlich blieb es auch bei diesem 3:1, Deutschland holte lediglich noch in der Alu-Wertung auf, da Magdalena Tauchlitz zwei Minuten vor Schluss das Lattenkreuz traf.
Leider sahen zu wenig Zuschauer diese Partie, die an Spannung, Geschwindigkeit und Fairness viel zu bieten hatte und letztlich mit zwei starken Teams und dem vielleicht besten Schiedsrichtergespann für Frauen-Floorball einen tollen sportlichen Rahmen bot. Mit diesem tapfer erarbeiteten Sieg schloss Deutschland sogar noch die Gruppenphase als Gruppenerster ab und darf sich damit im Semifinal den "Aussies" aus Down Under erwehren. Auf Ungarn wartet als Gruppenzweiter Singapur.



  Deutschland   Ungarn
89 Nancy Gatzsch (TW) 1 Szilvia Sari (TW)
91 Claudia Mende (TW) 18 Borbala Teleki (TW)
2 Frederike Scholz 2 Vivien Jetzin
4 Silvana Heimgartner 3 Boglarka Batakovics
5 Ina Jensen 4 Boglarka Bartok
6 Judith Burmester 5 Judit Meszaros
7 Antje Schmidt 6 Nora Susztak
10 Jennifer Thomas 7 Alexandra Simon
11 Sandra Dirksen 8 Zsuzsanna Tilk
12 Lisa Merle Entelmann 9 Nicole Vertesi
13 Magdalena Tauchlitz 10 Veronika Szarvas
14 Juliane Hoffmann 11 Bernadett Ladanyi
15 Sonja Dietel 12 Aniko Vago
19 Antje Schmidt 13 Eszter Tamas
20 Nicole Kiss 14 Anna Harmat
21 Katja Leonhardt 15 Brigitta Radacsi
23 Celine Lücken 16 Agnes Huszar
24 Anika Mähler 17 Krisztina Rekasi
41 Cindy Weber 19 Fruzsina Gyertyan
44 Franziska Mietzsch 20 Renata Acsai