Russland - Ungarn 4:9 (1:3, 2:3, 1:3)

Nachdem das Spiel der Russen gegen Österreich nur wenig Hinweise über die wirkliche Spielstärke der Osteuropäer gab, stand im zweiten Spiel für die Mannschaft von Valeriy Mochalov eine schwere Hürde auf dem Programm: gegen den Turnierfavoriten Ungarn mussten die Russen, so war zu erwarten, ihr ganzes Können zeigen, um mit einem Sieg eine komfortable Situation vor dem Abschlussspiel gegen Deutschland zu schaffen. Ungarn konnte sich hingegen mit einem Sieg bereits vorzeitig für das Finale qualifizieren.
Die Ungarn begannen sofort druckvoll und hatten auch erste Gelegenheiten, allerdings schienen die Russen bei Kontern extrem gefährlich, so das der Auftakt durchaus ausgeglichen war. Umso wichtiger war das erste Tor von Lisa Karacsony, die nach dreieinhalb Minuten Anastasiya Somolova überwand. Die Russen blieben offensiv gefährlich, defensiv agierten sie allerdings extrem unsauber - die Partie wurde so sehr hektisch, ein stetiges auf und ab auf dem Spielfeld, bei dem das niederländische Schiedsrichterpaar Kroese / Schram nicht nur eine sehr schwere Aufgabe erwischt hatten, sondern auch hemmungslos an dieser scheiterten. Zu viele gegnerische Angriffe wehrten die Russinnen mit Stockschlägen ab - die erste Zeitstrafe datierte aber viel zu spät erst aus der 10. Minuten - zu diesem Zeitpunkt hatte Vera Szarvas ihre Mannschaft bereits mit 2:0 in Führung gebracht, als sie Ekaterina Kolyganova stehenließ und mit einem Solo in der 8. Minute den Angriff abgeschlossen hatte. Die Überzahl nutzte Ungarn aber nicht, zumal sich Krisztina Rekasi nach gut einer Minute eine dumme Strafe für ein Abstandsvergehen einhandelte - die Kommunikation der Schiedsrichter war hier allerdings auch alles andere als eindeutig zu bezeichnen. Nach einer Minute mit acht Feldspielern hielten die Ungarinnen allerdings den Ball mehrheitlich in Unterzahl - erst als sich Szarvas in der 13. Minute für ein vergleichsweise harmloses Stockfoul auf die Strafbank begeben musste, schlossen die Russinnen durch Marina Naletova in der 14. Minute in Überzahl erfolgreich ab. Man muss in der Folge von einem Floorball-Kampf mit offenen Visieren spielen - mit fortschreitender Spielzeit wurden gekonnte Spielzüge seltener, Ungarn ließ sich auch immer mehr von der Hektik anstecken, blieb aber defensiv deutlich überzeugender - und sauberer - als die Gegner, die allerdings in der Offensive durchaus technische Stärken bewiesen. Letztlich war es aber bei der Spielweise eine Frage der Zeit, bis die nächste Russin auf die Strafbank musste - und so nutzte dann auch Fanny Sandorovsky in der 17. Minute ein Powerplay zum letztlichen 3:1-Pausenstand.
Offenbar gab es zu Beginn des zweiten Drittels eine klare Ansprache der Schiedsrichter, nun die Zügel etwas anzuziehen - als Natalia Kameneva nach nur acht Sekunden den Anschlusstreffer für Russland erzielte und dabei einen Abwehrfehler der Ungarn ausnutzte, war bereits eine Strafzeit für Ungarn angezeigt - der Grund war mir allerdings völlig unersichtlich. Die nächsten Strafzeiten hagelte es dann aber auf der anderen Seite: erst begingen die Russen einen Wechselfehler (21.), als dann noch Anna Soleeva nach einem Stockschlag sich zu ihrer Mannschaftskollegin Katerina Zuzovtseva gesellte, nahm der russiche Coach eine Auszeit, was die Fehlbare für einen Ausflug zu ihrer Bank nutzte - und somit eine vierminütige Denkpause abzusitzen hatte. Diese Chance vermochte der Favorit nicht zu nutzen, das Spiel driftete immer mehr in Richtung Chaos ab, umso wichtiger war es, dass Vivien Jetzin in der nächsten Überzahlsituation in der 30. Minute im Stile eines Blue-Liners die Magyarinnen mit 4:2 in Führung brachte. Die Freude hielt allerdings nur vier Minuten, als ein an sich völlig harmloser Aufsetzer von Soleeva von der Mittelline an der sonst ordentlichen Enikö Karpati vorbeitrudelte und Russland so auf 3:4 verkürzte. Das ungarische Glück war die völlige Beratungsresistenz der russischen Mannschaft - auch wenn man eher das Gefühl hatte, dass die Unparteiischen zu wenig Strafzeiten verteilten und damit die rot-weiß-grünen Damen benachteiligten, standen am Ende 18 Strafminuten für Russland zu Buche - eine dieser Überzahlen nutzte erneut Jetzin, die aus dem Slot in der 37. Minute abschloss. Szarvas besorgte in der 38. Minute den 6:3-Pausenstand und konnte so für etwas Entspannung im Lager von Zsuzsanna Varsanyi und Peter Papp sorgen.
Eine dumme Szene war der erste Aufreger im Schlussdrittel. Obwohl die sehr solide spielende Alexandra Simon genau vor ihr stand, zog eine russische Stürmerin aus kurzer Distanz ab und traf die ungarische Verteidigerin am Schienenbein - was anfangs gar nicht so schlimm aussah, führte dazu, dass Simon nicht mehr weiterspielen konnte. Auch wenn das dritte Drittel nun etwas weniger giftig geführt wurde, nutzte Szarvas nach einem Querpass von Jetzin eine Überzahl zum 7:3 und damit zur Vorentscheidung. Die Ungarn, die nun auf Brigitta Balla im Tor vertrauten, spielten den Sieg nach Hause, der Treffer von Naletova nach 54 Minuten gefährdete den ungarischen Sieg und damit den Finaleinzug nicht mehr, zumal Agnes Huszar und Vera Szarvas noch auf 9:4 erhöhten.


  Russland   Ungarn
1 Anastasia Samoylova (TW) 1 Brigitta Balla (TW)
31 Liudmila Troshina (TW) 13 Flora Frischmann (TW)
2 Natalia Kameneva 99 Enikö Karpati (TW)
3 Zoya Ovchinikova 3 Lisa Karacsony
5 Anastasiya Dunaeva 4 Boglarka Bartok
7 Marina Naletova 5 Reka Kovacs
9 Ekaterina Pushkina 6 Nora Susztak
12 Olga Prosvetova 7 Alexandra Simon
13 Ekaterina Nizovtseva 8 Alexandra Baro
14 Olga Shangina 9 Vivien Jetzin
17 Vaeriya Pilipenko 10 Veronika Szarvas (C)
18 Armine Nersesyan 11 Fanny Sandorovsky
20 Dina Sidekova (C) 12 Krisztina Rekasi
21 Alina Pevzner 15 Erezbet Tokal
23 Yana Monakhova 16 Agnes Szeti
24 Anna Soleeva 17 Evelin Hotz
26 Ekaterina Kolyganova 18 Anna Czuck
27 Elena Shuvalova 19 Agnes Huszar
30 Victoria Ozhigina    
32 Natalya Lyalina